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Bericht 2: Fertile Seerosen und meine Erfahrungen als Seerosenzüchter, Vortrag in Walderbach am 5.Juli 2003  für die "Gesellschaft der Wassergarten Freude"

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Wassergartenfreunde!

Ein herzliches Willkommen und es freut mich, dass Sie mein Vortrag interessiert. Ich bin Seerosenzüchter, aber erwarten Sie bitte keine wissenschaftliche Abhandlung von mir, denn von Beruf bin ich Sozialwissenschaftler und kein Biologe.

Ich heiße Dieter Bechthold. Mein Hobby ist der Gartenteich und seine Pflanzen. Seit 1998 züchte ich Seerosen. Auf meiner Website www.dasbunte.de stelle ich meine Arbeit vor. Die Blüten meiner Züchtungen N. 'Potzblitz' und N. 'Rotkäppchen' habe ich Ihnen mitgebracht und ich reiche sie Ihnen zum sehen, riechen und beurteilen weiter.

Ich möchte Ihnen jetzt über meine bisherigen Züchtungserfahrungen berichten. Werner Wallner  ist auch hier und kann im Anschluss spezielle botanische Fragen beantworten, die mein eigenes Fachwissen übersteigen.

Meinen Vortrag habe ich in fünf Teile gegliedert:

Der Vortrag soll Ihnen Mut und Lust machen eigene Züchtungen auszuprobieren, denn es ist gar nicht so schwierig.

 

Winterharte Seerosen Arten und Sorten die sich für Züchtungszwecke eignen

Von den Arten besitze ich N. candida, die fruchtbar ist und seit diesem Jahr verschiedene N. tetragona. Werner Wallner und Dieter Andrä haben mir im Frühjahr einige Pflanzen und Samen zugeschickt. Meine eigene N. tetragona die ich besaß, ist  in diesem Winter nach reicher Samenbildung abgestorben.

Abhängig vom Herkunftsland scheint es morphologische Unterscheidungen unter den „Tetragonas“ zu geben. Interessant ist die Beobachtung von Herrn Andrä, der N. tetragona nur eine kurze Lebensdauer bescheinigt. Ist dies die Folge, des sich nicht ausbreitenden Rhizoms und fehlender Nährstoffversorgung? Ich kann es Ihnen nicht sagen!

Bisher habe ich noch nicht mit N. tetragona gezüchtet.

Zu N. candida. Die Pflanze die ich besitze, bildet willig Fruchtknoten und man kann  gut mit ihr kreuzen. Aber alle Hybriden sind bisher steril und weichen nur wenig von N. candida ab.

Ein typisches Beispiel hierfür ist N. 'Kleiner Muck', eine Hypride, die aus der Kreuzung N. candida mit  N. 'Rose Arey' entstanden ist.

    

Neben den Seerosen Arten gibt es nur wenige Sorten die Fruchtknoten bilden, also für Züchtungen in Frage kommen. Es heißt, dass Latour Marliac bewußt nur solche Sorten in den Verkauf brachte, die steril sind. Einige wenige Marliac- Sorten bilden nach meinen und anderen Erfahrungen doch Samen:

Andere Züchter sind in ihren Angaben spendabler, insbesondere dann, wenn es sich um Odorata- Züchtungen handelt. Fruchtknoten bilden:

Diese Sorten sind nach meiner bisherigen Erfahrung gut für Züchtungszwecke zu verwenden.

Aber bitte berücksichtigen Sie, dies sind Sorten die ich kenne und erprobt habe und es gibt sicherlich noch viele andere Sorten die sich für Züchtungszwecke eignen, die ich aber nicht kultiviere.

Anmerkung: Ich gehe davon aus, dass auch das Klima für die Bildung und die Entwicklung von Fruchtknoten wichtig ist. Heiße deutsche Sommer und ein milder Herbst zeigen mehr Erfolg. Dann fruchtet auch schon mal N. 'William Falconer', eine gute kleinere Sorte von Dreer in dunkelrot. 

Aber es gibt auch andere Meinungen: Werner Wallner berichtete mir von der Tendenz steriler Sorten, die irgendwann auch fertil werden können, wenn man genügend Geduld und Zeit hat. Jede Pflanze hat in ihrer genetischen Struktur den Wunsch sich fortzupflanzen.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Sorten deren Pollen fertil sind, die aber selbst keine Fruchtknoten bilden. Werner Wallner sammelt hierzu Angaben und seine Ergebnisse sind auf der Website www.victoria-adventure.org veröffentlicht. Es ist die Website von Kit und Ben  Knotts. Es ist meines Erachtens die beste Website zum Thema „Winterharte und tropische Seerosen“ mit vielen Hinweisen, Bildern und Fachartikeln.

 

Meine bisherigen Züchtungsergebnisse bei Seerosenkreuzungen

 

Viele meiner db-Züchtungen  sind aus Kreuzungen N. 'P. Fire Opal' mit anderen Sorten, insbesondere N. 'Wow' entstanden.

N. 'P.Fire Opal' wächst bei mir seit Jahren in ca. 30 cm Wassertiefe und ist eine meiner Lieblingssorten. 

 

N. 'Wow' ist von der Farbe fantastisch. Sie liebt  jedoch warmes Klima und ist bei ungünstigen Temperaturen nicht so blütenreich wie N. 'P. Fire Opal'.

Interessant scheint mir die Beobachtung, dass sich amerikanische Züchtungen den europäischen Klimabedingungen langsam anpassen und abgehärtet werden können.

Sowohl N. 'P. Fire Opal' als auch N. 'Wow' haben den letzten strengen Winter mit 15 cm  Eisschichtdicke,  in ca. 25 cm Wassertiefe gut überlebt. Drei Beispiele meiner Züchtungen aus N. 'P. Fire Opal' x N. 'Wow':

N. 'Potzblitz'

N. 'Rotkäppchen'

N. 'Viva'

Die Vermarktung einiger Züchtungen soll 2005 erfolgen. Erwähnenswert ist, dass die genannten drei Sorten auch willig Fruchtknoten bilden und für weitere Züchtungsversuche in Frage kommen.

Diese Neuzüchtungen von Seerosen blühten im Juni 2003 zum ersten mal und scheinen mir beachtenswert.

N. 'Sterntaler'

 N. 'Eros'

N. 'Liliput'

 

Meine Bestäubungstechnik bei Seerosen

Am ersten Tag der Blütenöffnung bildet eine fertile Seerose eine Stigmaflüssigkeit. Sie bedeckt die  Blütennarbe. Ich habe dieser Flüssigkeit bisher keine Bedeutung gegeben. Rich Sacher berichtet, dass Pollen in dieser Flüssigkeit innerhalb von einer Stunde keimt. Seine Erfahrungen beziehen sich auf die Züchtung tropischer Seerosen aber sie sind auf winterharte übertragbar.

Den Pollen gewinne ich aus pollenbildenden Sortenblüten des 3-4 Öffnungstages, falls nicht die Schwebefliegen schneller waren.

Ob man den Pollen wie bei Taglilien ein paar Tage trocken lagern kann, habe ich noch nicht ausprobiert.

Mit einem schwarzen Pinsel übertrage ich den gelben Pollen und rühre ihn in die Stigmaflüssigkeit ein. Um ganz sicher zu gehen, mache ich dies auch am zweiten Tag der Blütenöffnung ohne Stigmaflüssigkeit. Da ich kein Biologe bin, kann ich Ihnen nicht sagen, welcher Blütenteil die Stigmaflüssigkeit bildet und ich weiß auch nicht, wie die Fruchtanlage über die Stigmaflüssigkeit aktiviert wird.

   

Anmerkung: Auch Biologen fällt die Erklärung schwer! Ich habe schon einige mit meinen Fragen zur Verzweiflung gebracht! 

Natürlich sollten Sie sich für eine erfolgreiche Kreuzungsarbeit  auch  Zuchtziele gesetzt haben. Deren gibt es bei Seerosen noch genügend. Zum Beispiel :

Meine Beobachtung für Kreuzungsversuche bei Seerosen: Kreuzungen unter Odorata- Sorten klappen am sichersten und bilden zahlreiche Samen. Kreuzungen von Odorata- Sorten mit Marliac- Sortenpollen  zeigen geringe Samenbildung mit schlechten Keimergebnissen.

Ist eine Selbstbefruchtung von Seerosen möglich? Viele sagen nein, weil der Pollen erst am dritten Tag reift und die Befruchtung am 1-2 Tag erfolgt. Deshalb habe ich bisher darauf verzichtet, die Staubgefäße der Blüte nach der Befruchtung zu entfernen.

Neben den Schwebefliegen besuchen auch gerne Hummeln und andere Insekten die Seerosenblüten und können Pollen übertragen.

Beobachtungen zeigen, dass eine Seerosenblüte am Tag der Befruchtung früher als üblich schließt. Die nächsten Tage, ist diese Eigenschaft nicht mehr zu beobachten.

 

Entwicklung des Fruchtknotens, Ernte und Aussaat der Samen

Eine bestäubte Blüte sinkt idealtypisch gesehen zum Bodengrund ab und bildet einen Fruchtknoten aus. Die Reife des Fruchtknotens und der Samen dauert ca.8-12 Wochen und ist von der Wassertemperatur abhängig. Um eine unkontrollierte Verteilung der Samen zu vermeiden, binde ich nach ca.6 Wochen einen Klarsichtbeutel um den Fruchtknoten. Wenn der Fruchtknoten aufplatzt gibt er die Samen frei. Die Samen sind von einer durchsichtigen Fruchthülle umgeben, die ihn für 1-2 Tage schwimmfähig machen. Bei Odorata- Kreuzungen können nicht selten bis zu 100 Samen geerntet werden. Nach der Ernte wässere ich die Samen ca. 1 Woche lang und säe sie dann direkt in Balkonkästen oder in anderen Plastikbehältern aus.

 

Als Pflanzsubstrat verwende ich lehmige Erde aus meinem Garten, die keine Steine und Humosanteile enthält. Die ca.4 cm hohe Erdschicht bedecke ich dünn mit gewaschenem Sand. Der Sand soll eine frühzeitige Algenbildung behindern. Danach befülle ich die Behälter vorsichtig mit Wasser (2-4 cm Wassertiefe). Ich verteile die Samen in ca. 2 cm Abstand auf der dünnen Sandschicht  und drücke sie abschließend mit einem Holzstab 1-2 mm tief ein.

Gegen  die Verdunstung decke ich die Pflanzgefäße mit einer Klarsichtfolie ab. Früh geerntete und ausgesäte Samen keimen bereits im November auf der Fensterbank. Bei später Ernte erfolgt die Keimung meist erst im März! Manchmal keimt leider auch gar nichts! Eine Lagerung der Samen im Kühlschrank (bei 7 Grad) klappt nur selten. Solche Verhältnisse verhindern nicht die Keimung. Bereits gekeimte Samen lassen sich nur schwer einpflanzen. Für die Keimung reicht das Licht auf einer Fensterbank aus. Erst die Schwimmblätter benötigen mehr Licht.

 

Keimung und Umtopfen der Jungpflanzen  

Die Keimung der Seerosensamen beginnt nicht mit einem Blatt, sondern mit einem fadenförmigen Austrieb. Er ähnelt einer Art Antenne. Ich vermute er lotet aus, wie tief und geeignet das Wasser ist. Dieser Austrieb ist nur bei genauer Beobachtung zu erkennen. Danach folgen die Unterwasserblätter.

In der Winterzeit kontrolliere ich die Zuchtbehälter einmal in der Woche. Ich entferne die sich bildenden Grünalgen mit einem Pinsel. Als besonders nachteilig für die Entwicklung der Unterwasserblätter sind Braunalgen, die sich wie ein Film auf die Blätter legen. Sie sind nur schwer zu entfernen und behindern das Wachstum.

Mitte April setze ich die Anzuchtbehälter in mein Gewächshaus. Wenn sich 2-3 Schwimmblätter im Juni gebildet haben, erfolgt das Umtopfen in Container. Ca 80% der Jungpflanzen überleben dies. Andere Züchter empfehlen das Umpflanzen erst im darauf folgenden Jahr.

Nur starkwachsende Jungpflanzen schaffen es bei mir, auch den kommenden Winter zu überstehen. Sicherlich ein Manko gegenüber den amerikanischen Züchtern. Aber dafür erhoffe ich mir eine gute Auslese unter dem Aspekt der Winterhärte und Robustheit.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Und nun Ihre Fragen, Ihre Erfahrungen!

Dieter Bechthold

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